Glashülle um einen massiven Kern
Ort
Südmole, Mainzer Hafen
Zeitraum
2015 - Ideenwettbewerb
Bauherr
Zollhafen Mainz GmbH & Co. KG
mit Stadt Mainz
Größe
75 qm NF
Architekt
Muck Petzet Architekten mit MIND Architects Collective
Team
Muck Petzet
Julia Buschinger, Jan Dechow
Renderings
YOS.CH
Der Pavillon bietet die Infrastruktur, die zur besseren Nutzung des Vorhandenen (geplanten) Kontextes dient. Die Gäste können im Pavillon - aber auch auf den Stufen - oder den frei 'vagabundierenden' Stühlen sitzen. Der Pavillon markiert das Ende der Mole - als rundum wahrnehmbares, leuchtendes, transluzentes Objekt. Sein Dach bietet Schutz und Orientierung.
Der Pavillon ist ein frei schwebendes Dach - unter dem mit einer Wand aus Weinflaschen nutzbare Räume abgetrennt sind. Das Dach wird von einem massiven Kern getragen, der die technischen Nutzräume enthält. Das weit auskragende Dach stellt einen guten Sonnenschutz für die unmittelbare Umgebung des Pavillons her. Wir schlagen eine freie und 'anarchische' Nutzung des Außenraums vor. Die Stühle können - ähnlich wie in französischen Parkanlagen - frei verstellt und gruppiert werden. Die Sitzstufen und das Pflaster werden zu Bänken und Tischen - die Bäume zu Sonnenschirmen. Der Pavillon und seine Nutzung sind unmittelbarer Teil der Gesamtanlage der Südmole.
Die Weinflaschen verweisen auf die Nutzung des Wein-Pavillons im Sinne einer 'architecture parlante' - gleichzeitig entsteht eine nutzbare - poetische Skulptur in der Erinnerungen an die Heimeligkeit von Butzenscheiben, von dunken Weinlokalen aufscheint - aber auch die Industrialität und Lagernutzung des ehemals lebendigen Hafens. Durch die vorgestellte 'Flaschenwand' gibt es keine 'Rückseite' des Pavillons. Die Zweischichtigkeit erlaubt verschiedene Erschließungsoptionen des Kerns von Innen - oder direkt von außen.
Der massive Nutzungskern kann über hochziehbare Schotts bei Hochwasser geschützt werden. Die Hülle mit den leeren Flaschen füllt sich bei Hochwasser - und zeigt später die Spuren und Wasserstände. Die Flaschenwände können leicht ausgetauscht und erneuert werden.
Nur 3 Materialien kommen zum Einsatz - Beton - Glasflaschen und Metall: wobei der massive Kern mit Bar und Tafel als Fortsetzung der geplanten Betonsitzstufen lesbar ist und die Flaschen als Teil der 'Nutzung' des Weinpavillons. Das Metall als 'Flaschen-Gitter-Regal und Scherengitter - oder als Hochwasserschott soll ganz bewusst an die industrielle Geschichte der Mole erinnern. Alle Materialien sind also orts- oder geschichtsbezogen. Der Pavillon will kein Fremdkörper sein, sondern ein inspirierender, angenehmer und leichter Ort- ein Teil - und ein Höhepunkt der Gesamtgestaltung der neuen Mole.