0262 Ossietzky Hof:
Umbau, multitalent gesucht

Ort
Nordhausen
Zeitraum
2018 - Wettbewerb
Bauherr

Städtische Wohnungsbaugesellschaft mbH Nordhausen
Größe
--
Team
Muck Petzet, Giacomo Rossi, Irene Tassinari, Jana Wunderlich, Sarina Arnold


Soll man das ‚gute‘ noch verbessern? 

Gegenüber modellhaften Plattenbaumodernisierungen Ende der 90ger Jahre hat sich die Situation grundlegend geändert: die Plattenbauten sind überwiegend bereits ‚teilsaniert‘ - und dabei hauptsächlich energetisch und technisch ertüchtigt worden. Diese Maßnahmen haben nicht zu der in der Auslobung beschriebenen ‚Monotonität‘ geführt - sondern im Gegenteil zu einer bemüht ‚aufgelockerten‘ - in Wirklichkeit beliebigen und konzeptlosen Gestaltungswüste. Obwohl der architektonische Mehrwert dieser Maßnahmen negative Werte erreicht - müssen die energetischen
und ökonomischen Aufwendungen sehr ernst genommen werden. Welchen Sinn macht es eine gerade erst 15 oder 10 Jahre alte Sanierung nochmals zu ‚erneuern‘? Insofern beurteilen wir die Umgestaltungsabsichten, die der Auslobung zu entnehmen sind, sehr kritisch. Es wird z.B. keinerlei Begründung genannt warum ein komplett saniertes Haus mit - gut nutzbaren - 1-Raumwohnungen nun ‚keine 1-Raumwohnungen‘ mehr enthalten soll. Das obwohl auch das Innere, z.B. die Bäder bereits komplett saniert wurden. Wir halten diese Haltung nicht für vereinbar mit dem selbstgewählten hohen Ziel von Ressourcenschonung und gesamtenergetischen Betrachtungen - aber auch mit simplen ökonomischen Grundlagen. Wir schlagen daher in diesen - unseres Erachtens hervorragend nutzbaren und erhaltenswerten Bereichen eine sehr konservative ‚Minimalintervention‘ vor. In anderen Bereichen - wie den WBS 70 Typen halten wir dagegen das Festhalten an den ‚bewährten‘ gestapelten 2- und 3-Raumwohnungstypen mittel- und langfristig für einen Fehler. Insbesondere im Bereich der Nordstadt, die eben keine verdichtete urbane Struktur ist, sondern eine
von Einzelhäusern geprägte o ene Siedlung. Hier schlagen wir neuartige Typologien aus gestapelten Reihenhäusern
vor, die eine hochverdichtete Form der gewachsenen Struktur darstellen - und als Alternativen zum eigenen ‚Häuschen‘ neue Bewohnerschichten in das Quartier holen werden. D.h. einerseits schlagen wir eine erheblich konservativere Vorgehensweise vor, andererseits eine radikal verändernde. Die schlechte Gestaltung und ‚Billigkeit‘ der bereits umgesetzten Maßnahmen ist letztlich langfristig ein erhebliches Problem - das aber auf konventionelle Weise nur mit sehr hohem Aufwand beseitigt werden kann. Wir schlagen vor hier mit sehr einfachen Mitteln, wie einem radikalen Farbkonzept zu arbeiten.

Don’t think ‚Hof‘ think quarter, think city and landscape, think region, think Europe, think global.