Gewerbe zu Wohnen
Ort
Alramstraße 20, München
Zeitraum
2002-2003
Bauherr
Bauvision Loftprojekte GmbH
Größe
3.800 qm BGF
Architekt
Muck Petzet in msp, Meier-Scupin & Petzet
Team
Muck Petzet, Saskia Küfner, Peter Moos, Birgit Müller, Jörg Schiefelbein, Christian Übel
Vermittlung? Hallo!
In eine ehemalige Post-Schaltzentrale ziehen Mieter
Unter den Steinen liegt doch noch Strand. Mitten in München - Sendling schwingen Balkone wie Meereswellen bevor sie sich an die Küste werfen. Die dynamische Fassade spiegelt die bewegte Geschichte des Hauses wider. Vor dem Krieg stöpselten hier die Fräulein vom Amt Telefonate durch. Ihren großen Verteilerkasten aus straßenbegleitender Front mit dazugehörigem Rückgebäude musterte die Post in den 1990er Jahren aus. Da hatte die Revolution in der Telekommunikation die großen Anlagen überflüssig gemacht. Transistoren verdrängten erst die Fräulein, dann kamen Chips. Nun ziehen Mieter in die ausgediente Vermittlung.
In drei Jahren krempelten Meier- Scupin & Petzet das Ensemble völlig um. Sie entschärften statische und bautechnische Zeitbomben, die einen Vorbesitzer noch am Objekt verzweifeln ließen. Im Bunker des einst kriegswichtigen Gebäudes rotieren nun Waschmaschinen. Die Tiefgarage schiebt sich weit unter das Rückgebäude und schafft so ausreichend Stellplätze, die Einfahrt im Hof krönt hingegen ein Pflanzbecken. Und ein neues Treppenhaus erschließt die beiden Häuser.
Sie fühlen sich wie Neubauten an, und eigentlich sind sie es auch. Der Radikal- und Luxusumbau geht weit über jede Konversion hinaus. An die ehemalige Schaltzentrale erinnern nur die unglaublichen Deckenhöhen von bis zu dreieinhalb Metern. Liebhaber von Lofts kommen deshalb nur bedingt auf ihre Kosten. Da glänzt kein lndustrieestrich, sondern Parkett. In drei Jahren, von 2000 bis 2003 trugen die Architekten zwei Geschosse ab und ersetzten sie durch neue Substanz. Ein Staffelgeschoss samt Veranda krönt den Bau an der Straße. Im Rückgebäude drehten die Architekten sogar die Richtung des Tragwerks, um durchgesteckte, loftartige Wohneinheiten von 80 bis 250 Quadratmetern zu schaffen. Einzige Vorgabe: zwei Zimmer sollten es jeweils werden. Spätere Unterteilung möglich. Französische Fenster und Balkone öffnen die Zimmer zum Innenhof des Karrees.
Es wohnt sich luftig und modern im einstigen Arbeiterviertel. (...) In München bleibt der Umbau eine Rarität, trotz anderthalb Millionen Quadratmetern unvermieteter Büroflächen. Aber wer weiß, vielleicht markieren die zwei Dutzend Edellofts eine Wende an der Investorenfront.
Text: Oliver Herwig, Baumeister 3/04
Veröffentlichungen
"Vermittlung? Hallo! In eine ehemalige Post-Schaltzentrale ziehen Mieter", Oliver Herwig, Baumeister 3/04